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„Nächstes Mal ohne Florian“

Zoologisches Geländepraktikum August/September 2024, Exkursion vom Modul Biodiversität der Tiere der Uni Hamburg. Mein Erfahrungs- und Erlebnisbericht.

Gesamteindruck

Ich hatte eine wirklich gute Zeit mit unserem Dozierenden-Team und meinen Kommiliton*innen sowie den wirklich interessanten Themen. Die Ausflüge mit dem Fahrrad, das Arbeiten im Feld, das gemeinsame Kochen, Essen und Schnacken mit Peers (wissenschaftlich Interessierten) sind für mich besonders hervorzuheben. Die Arbeit im Labor, die Arbeit mit den Bestimmungsschlüsseln und das Gestarre durch's Bino waren echt anstrengend, das Erfolgserlebnis bei Bestimmen einer Art dafür umso höher.

Als ich mich für das Biologiestudium entschieden habe, waren es hauptsächlich Botanik und Ethnobotanik, die mich überhaupt erst auf die Idee gebracht haben. Im ersten Semester hat mich dann eher die Biochemie interessiert. Zoologie war eher so ein notwendiges Übel. Im zweiten Semester dann, als mit Biodiversität der Tiere das erste zoologische Modul startete, war es doch überraschend interessant. Die Vorlesung war nett, das Praktikum netter und in der Klausurvorbereitung habe ich erst gemerkt, wie cool ich das eigentlich finde. Und dann diese Exkursion … ich bin hin und weg und mein Bild vom Biologiestudium hat sich gewandelt. Vielleicht werd ich ja doch Zoologe oder Ökologe, wir werden sehen.

Und zum Titel … „Nächstes Mal ohne Florian“ ist ein Verbesserungsvorschlag für die nächste Exkursion bzw. die nächsten Gruppen von Studierenden im kommenden Jahr. Wer mehr darüber erfahren will, klickt auf diesen Link. Dank an dich Lea, dass ich dich hier zitieren darf. Die Stimmung und das Miteinander waren echt toll, der Gruppenzusammenhalt ohnegleichen. Um hier nur eine Sache zu nennen: die Absprache zu Beginn war, dass vegetarisch gekocht wird mit veganer Option für die zwei Studierenden, die sich vegan ernähren zu denen ich gehöre. Und alle 5 Kochgruppen haben vegan gekocht! Danke dafür.

Erster Tag: NABU-Wiese Pevestorf

Anreise: lustige Busfahrt mit tollen Kommiliton*innen.

Nach Ankunft, Bezug der Zimmer und erstem Briefing haben wir gleich am ersten Tag haben wir auf der NABU-Wiese von Höhbeck-Pevestorf eine Wespenspinne (welche nicht die einzige bleiben sollte), wissenschaftlicher Name: Argiope bruennichi, gefunden.

Wespenspinne (Argiope bruennichi), Ventralansicht
Foto: Wespenspinne (Argiope bruennichi), Ventralansicht, NABU-Wiese in Pevestorf (53°03′42.0″N 11°28′21.0″E), eigenes Werk
Wespenspinne (Argiope bruennichi), Dorsalansicht
Foto: Wespenspinne (Argiope bruennichi), Dorsalansicht, NABU-Wiese in Pevestorf (53°03′42.0″N 11°28′21.0″E), eigenes Werk
Kleiner Feuerfalter (Lycaena phlaeas) im Glas
Foto: Kleiner Feuerfalter (Lycaena phlaeas) im Glas, NABU-Wiese in Pevestorf (53°03′42.0″N 11°28′21.0″E), eigenes Werk

Gefangen habe ich einen kleinen Feuerfalter (Lycaena phlaeas), den ich mithilfe einer Praktikantin vom NABU bestimmen konnte und in Pevestorf wieder frei gelassen habe.

Ich habe außerdem eine Schwebfliege gefangen, die ich zur Bestimmung mit ins Labor gebracht habe. Leider müssen Insekten für die Bestimmung genadelt, also mit einer dünnen Nadel durchbohrt, und zuvor mit Essigsäureethylester (auch Ethylacetat) getötet werden, was sich für mich einfach komisch anfühlt.

Wir wurden im Vorfeld in „Expertengruppen“ eingeteilt. Als solche sollten wir uns auf jeweils eine oder mehrere Tiergruppen, z.B. Hymenoptera oder Orthoptera, vorbereiten. Mit einer Kommilitonin war ich für Diptera (Zweiflügler) zuständig, wobei ich mich auf Fliegen (Brachycera) konzentriert habe. Zu meinen anderen Expertisen gehörten Schnabelfliegen (Mecoptera), Fächerflügler (Strepsiptera) und Flöhe (Siphonaptera).[1]

Ich habe diese Schwebfliege zunächst als Gewöhnliche Stiftschwebfliege (Sphaerophoria scripta, auch Gemeine Langbauchschwebfliege) identifiziert, musste aber feststellen, dass dies nicht korrekt ist. Ich bin mit den Bestimmungsschlüsseln aus dem Müller/Bährmann[2] und Stresemann[3] vorgegangen, habe dann am nächsten Tag im Vergleich festgestellt, dass die Augen anders aussehen: Während die Sphaerophoria scripta keine Lücke zwischen den Komplexaugen hat, sieht man bei meinem Exemplar einen deutlichen Abstand bzw. eine durchgehende Stirn. Ich musste sie dann neu beschriften und konnte sie einfach nur als „Schwebfliege“ notieren.

Spannend und/oder schön finde ich die Nahaufnahmen durch's Bino von Flügel und Kopf, die man auf den nachfolgenden Bildern sehen kann.

Schwebfliege (Syrphidae indef.), genadelt
Foto: Schwebfliege (Syrphidae indef.), genadelt, NABU-Wiese in Pevestorf (53°03′42.0″N 11°28′21.0″E), eigenes Werk
Kopf einer Schwebfliege (Syrphidae indef.) mit sichtbaren Augen und Mundwerkzeug
Foto: Kopf einer Schwebfliege (Syrphidae indef.) mit sichtbaren Augen und Mundwerkzeug, eigenes Werk
Nahaufnahme von Augen und Fühlern einer Schwebfliege (Syrphidae indef.)
Foto: Nahaufnahme von Augen und Fühlern einer Schwebfliege (Syrphidae indef.), eigenes Werk
Flügel einer Schwebfliege (Syrphidae indef.)
Foto: Flügel einer Schwebfliege (Syrphidae indef.), eigenes Werk

Zweiter Tag: Laasche Trockenrasen und Abbruchkante

Am Morgen des zweiten Tages ging es nach dem Frühstück mit dem Rad nach Laasche, auf eine Trockenwiese und an eine Abbruchkante (siehe Bild).
Hier gab es einiges zu entdecken, unter anderem Hautflügler, Fliegen und Mücken, Raupen und sogar eine Zauneidechse.

Abbruchkante in Laasche
Foto: Abbruchkante in Laasche, eigenes Werk
Amphibiensenke
Foto: Amphibiensenke, eigenes Werk

Unterwegs kamen wir an einer Amphibiensenke vorbei, die Lebensraum für einige Amphibien bot. Sie ist heute nicht mehr so freundlich für amphibisch lebende Wirbeltiere und daher wenig bewohnt. Unser begleitender Dozent, ein Amphibienexperte, konnte uns da so einiges erzählen und beibringen.

Ergänzung folgt …

Dritter Tag: Höhbeck Nordhang (Wald)

Nach einer – für mich viel zu anstrengenden – Fahrradfahrt den Höhbeck hoch, erklommen wir noch den Aussichtsturm und durften eine fantastische Aussicht bei bestem Wetter genießen, siehe Bild.

Danach ging es in den Lebensraum „Wald“ und auf Suche nach Insekten, anderen Gliederfüßern und was sonst noch so zu entdecken war (Regenwürmer?). Nach der Zauneidechse am Vortag war an diesem Tag das Tier des Tages die Hexenkrautwanze, die von einer Gruppe sehr schnell gefangen wurde.

Kurz vor Ende des Ausflugs habe ich mich waghalsig in die Brombeeren und das andere Gestrüpp gewagt, um einen viel zu klugen Admiral zu fangen – natürlich erfolglos.

Die Rückfahrt bergabwärts war – offensichtlich – deutlich angenehmer und der Rest des Tages echt entspannt.

Blick auf die Elbe vom Aussichtsturm auf dem Höhbeck
Foto: Blick auf die Elbe vom Aussichtsturm auf dem Höhbeck, eigenes Werk

Vierter Tag: Brünkendorfer Heide

Fischreste?
Foto: Fischreste?, eigenes Werk

Die Brünkendorfer Heide hat mir richtig gut gefallen! Bei strahlender Sonne, mit ordentlich Sonnenschutz (Creme und Hut) und angepasster Kleidung, mit Kescher und Gläsern bewaffnet über die trockene Heide zu laufen, neugierig und interessiert jedes Blatt und jede Blüte begutachtend und das ein oder andere Insekt zu fangen, war eine tolle Erfahrung und könnte mein neues Hobby werden.

Das Tier des Tages, die Wolfsmilchspinnerraupe, konnte ich nicht finden, obwohl ich einiges an Wolfsmilch entdecken konnte. Da waren andere Gruppen schneller, eine hat sogar zwei Exemplare gefunden. Spannendes und hübsches Tier, das wir nach dem Fangen behutsam wieder an Wolfsmilch ausgesetzt haben.

Dafür hab ich Ameisenarbeiterinnen bei der Arbeit und -soldatinnen bei der Nestabwehr zugeschaut.

Und ich habe etwas entdeckt, das ich für Überreste eines Fisches halte (siehe Bild). Könnte bei Hochwasser aufs Land gespült worden oder auch händisch auf diese Erhöhung gebracht worden sein.

Abendgestaltung

Nach einem interessanten Vortrag eines NABU-Mitarbeiters gab's dann noch ein Lagerfeuer und natürlich hab ich mich drum gekümmert. Ich brenne (haha) so für's Feuermachen und dann werde ich auch noch vom Dozenten gefragt, ob ich das organisieren könnte. Und: ein in Ethanol getränktes Stück Zellstoff ist ein fantastischer Grillanzünder!

Dazu Marshmallows, Ukulele und Liederbuch. Da geht man mal nur mit Biologie-Menschen auf Exkursion und auch da wird gemeinsam am Lagerfeuer gesungen. Danke dafür!

Biologe (naja, noch nicht) Florian in Wathose
Foto: Lagerfeuer, eigenes Werk (von Lea)

Fünfter Tag: Schaugraben, Restorf (Tümpel)

Biologe (naja, noch nicht) Florian in Wathose
Foto: Biologe (naja, noch nicht) Florian in Wathose, eigenes Werk

Und am fünften Tag, dem letzten Tag der Exkursion, ging es an einen Tümpel: einen Schaugraben in Restorf. Hier wateten wir in Wathosen durch das stehende Gewässer, schöne Abkühlung bei ca. 30 °C – ohne dabei nass zu werden. Hier fanden wir Wasserkäfer, Wasserskorpione, Fische, Libellenlarven und weitere Tiere. Mit einem Planktonzug nahmen wir eine Wasserprobe, in der ich im Labor Wasserflöhe entdecken und bestimmen konnte: Scapholeberis mucronata und Simocephalus sp. Dies handelte mir eine vegane Tafel Ritter Sport ein, da der Wasserfloh eines der Tiere des Tages war. Eine andere Gruppe konnte gleich zwei Frösche finden und fangen: eine Rotbauchunke und einen grünen Wasserfrosch, vermutlich Pelophylax „esculentus“. Letztere sind genetisch oder genomisch äußerst spannende Tiere, über die ich hier vielleicht noch mal was schreibe. Bis dahin finden Besuchende dieses Blogs hier mehr: https://de.wikipedia.org/wiki/Teichfrosch

kleiner Fisch in Händen
Foto: kleiner Fisch in Händen, eigenes Werk
kleiner Fisch im Glas
Foto: kleiner Fisch im Glas, eigenes Werk

Fazit

Hier kommt bestimmt noch mal ein Fazit.

Fußnoten

  1. Ich habe hier jeweils die geläufigeren Namen vor die Klammer und die weniger geläufigen in Klammern gesetzt. So sind nicht immer und auch nicht nie die wissenschaftlichen Bezeichnungen in Klammern.
  2. Müller, Hans Joachim, und Rudolf Bährmann. Bestimmung wirbelloser Tiere: Bildtafeln für zoologische Bestimmungsübungen und Exkursionen: 380 Tafelseiten mit zahlreichen Einzelfiguren. Herausgegeben von Günter Köhler. 8., Überarbeitete und Erweiterte Auflage. Berlin [Heidelberg]: Springer Spektrum, 2022. https://doi.org/10.1007/978-3-662-61717-5.
  3. Klausnitzer, Bernhard, Erwin Stresemann, und Hans-Joachim Hannemann, Hrsg. Wirbellose: Insekten. 11., neu Bearb. und erw. Aufl. Heidelberg: Spektrum Akad. Verl, 2011.

#Naturwissenschaft #Zoologie #Biodiversität #Exkursion